15. Juli 2024
Angrüner-Schüler auf ERASMUS-Plus-Austausch in der Slowakei
Bad Abbach | Stiavnicke Bane
„Achtung, duck dich! Da kommt wieder einer!“ Lautlos rauscht eine Eule über die Köpfe der Klasse 09M der Angrüner-Mittelschule Bad Abbach. Dann folgt ein Wanderfalke. Wenig später hat Jonas einen Bussard auf dem Kopf sitzen und Finja einen Weißkopfseeadler auf dem Arm. „So nah mit Greifvögeln in Kontakt kommen, das ist schon etwas Besonderes!“, schwärmt Mia von der Flugshow mit Falkner Mario. Doch bis es soweit war, die Maximilian-Hell-Grund- und Mittelschule in Stiavnicke Bane (Slowakei) zu besuchen, war ein weiter Weg notwendig.
Frau Konrektorin Ursula Lehle-Schönauer ist schon seit zwei Jahren mit den Planungen dieser internationalen Begegnung beschäftigt: „Wir hatten schon Kontakt mit Spanien, Malta und Dänemark! Ideen gab es genug, aber die Umsetzung ist dann in der Realität doch nicht so einfach! Schließlich ist es einem Zufall zu verdanken, dass unser Kollege Branislav Selmair, selbst gebürtiger Slowake, den Kontakt zu der Schule in den Schemnitzer Bergen im Bezirk Banska Bystrica herstellen konnte.“ Was sich zunächst als vielleicht hinderlich (Entfernung, Sprache) darstellte, entpuppte sich auf der Fahrt dann jedoch als absoluter Gewinn. „Freilich waren wir mehr als 12 Stunden mit dem Zug durch drei verschiedene Länder unterwegs, aber die dortige Schule, die Landschaft und die Leute waren es einfach wert, sich auf den Weg zu machen“, freut sich im Nachhinein Klassenleiter Matthias Wolf über die Fahrt.
Richtig großes Glück hatte die Reisegruppe, sowohl mit der Auswahl der Unterkunft als auch mit der Partnerschule. Die Wirtsleute der Pension Franz (aus Österreich stammend) und Michaela, eine waschechte Slowakin, haben es echt gut mit den Schülern gemeint und ihnen jeden Wunsch erfüllt. „Alles kein Problem, danke, bitte, gerne!“, so hat Herr Wolf die Gastfreundschaft in der Slowakei erlebt und lieben gelernt. Von der Schule ganz zu schweigen. Diese ist weltweit die einzige Schule mit dem Fach „Falknerei“, das dort, im Lehrplan aufgenommen, einstündig unterrichtet wird. Um das Ganze in die Praxis umzusetzen, leben auf dem Schulgelände rund 70 Greifvögel. Jeder Schüler, der möchte und eine gewisse Eignung mitbringt, kann einen Vogel begleiten, normalerweise von der künstlichen Befruchtung, über die Aufzucht bis hin zur Fütterung und dem täglichen Training. Verantwortung übernehmen und eine Beziehung aufbauen, gehen quasi automatisch mit der Betreuung eines Vogels einher. „Das und vieles mehr konnten wir täglich dort hautnah erleben!“, so Herr Selmair. Das tun auch mehr als 20.000 Gäste pro Jahr, um die von Schülern moderierten Vogelschauen zu beobachten. Die Schule setzt aber auch auf Nachhaltigkeit, indem z.B. Regenwasser gesammelt wird und wo es günstig ist, auch verbraucht wird. Beispielsweise bei der Bewässerung eines Vertikalbeets, das die Fassade der Schule ziert. Das Thema „Wasser“ war letztendlich auch der Aufhänger des Austauschs, schließlich verbindet die beiden Länder und damit die beiden Schulen die Donau. „Es war uns ein Anliegen, diese Verbindung und den europäischen Gedanken auch den Schülern in der Slowakei zu verdeutlichen. So haben wir in einer etwa 40-minütigen Präsentation unser Land, unsere Kultur und unser Schulwesen immer in Relation zur Slowakei vorgestellt – auf Englisch natürlich!“, berichtet die Englischlehrkraft Fr. Lehle-Schönauer mit einem erfüllten Lächeln. Da Englisch die einzige Möglichkeit war, sich mit den Jugendlichen der Austauschklasse zu unterhalten, überwanden die Angrüner-Schüler schnell anfängliche Scheu, die erlernte Fremdsprache in der Praxis zu nutzen. Zügig erwarben sie weitere Sprachkompetenzen, über die sie im Englischen mehr Selbstbewusstsein erlangten.
Letztlich vergingen die zehn Tage wie im Flug und neben dem straffen Programm, das die Schule für die Abbacher Schüler mit Sport, Kulturhistorischem und Naturkunde vorbereitet hatte, blieb noch genügend Zeit, um zu wandern, die Landschaft zu genießen und die Klassengemeinschaft zu stärken.
- ERASMUS+
ist ein Austauschprogramm der EU für Bildung, Jugend und Sport, das solche Partnerschaften auch finanziell unterstützt. Voraussetzung ist allerdings ein pädagogisches Konzept, das hinter dem Austausch steckt. „Da haben wir ganz schön viel Zeit investiert. Dazu gehörte auch ein Vorbesuch im Februar, um mit der Schule ein möglichst fundiertes Konzept zu entwickeln!“, so Wolf. „Besonders stolz sind wir zudem über die Tatsache, dass wir mit der Angrüner-Mittelschule, den Erasmusaustausch realisieren konnten. Dies ist innerhalb des Landkreises Kelheim die einzige Mittelschule, die an diesem Projekt teilnimmt“, ergänzt Lehle-Schönauer.
- Stiavnicke Bane
ist ein kleiner Ort in den Schemnitzer Bergen (Westkarpaten), einem Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs. Dort leben auf 750 m ü. NN. ca. 800 Einwohner. Viele der Schüler kommen aus der Umgebung extra wegen der Falknerei zur Maximilian-Hell-Grund- und Mittelschule. Die Schule hat selbst zwei Kleinbusse, um Schüler am Morgen einzusammeln. Die Gegend selbst ist etwa zwei Autostunden von Bratislava entfernt und seit dem frühen Mittelalter vom Bergbau geprägt.