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Peising - Wegebau mit Doppelnutzen

07. August 2024

Wegebau mit Doppelnutzen – stabile Trasse inklusive Wasserrückhaltung

Überflutungen und Schlammmaterial im Siedlungsbereich von Peising – das war die Konsequenz eines Starkregenereignisses im Frühsommer 2021. Große Schäden in den Häusern und Gärten waren die Folge. Mit dem Klimawandel nimmt die Wahrscheinlichkeit derartiger massiver Wetterereignisse spürbar zu: einerseits größere Hitze mit zum Teil lang anhaltenden Dürrephasen, andererseits Niederschläge, die in kurzer Zeit und großer Wucht auf den Boden prallen – oftmals auf eng begrenztem Raum.

Wie kann man nun solchen Phänomen begegnen? Wie funktioniert Klimaanpassung in der Praxis? Der Markt Bad Abbach kam zum Entschluss, dass ein gemeinsames Vorgehen am erfolgversprechendsten sein müsste. „Anwohner, Landwirte, Flächeneigentümer, Vertreter von Fachbehörden und der Feuerwehr sowie dem Landschaftspflegeverband Kelheim VöF sollten gemeinsam die Probleme genau analysieren, direkt vor Ort im Austausch umsetzbare Lösungen erarbeiten“, so Bürgermeister Dr. Benedikt Grünewald.
Mit Hilfe der vom Landschaftspflegeverband VöF koordinierten Erosionsschutzinitiative „boden:ständig im Landkreis Kelheim“ wurde in Zusammenarbeit mit den Betroffenen und der Kommune ein Erosionsschutzkonzept entworfen. Abflusswege wurden simuliert, mögliche Wassermassen bei unterschiedlichen Niederschlagsereignissen errechnet, Rückhaltevolumina kalkuliert. Die Konzepterarbeitung und Projektplanung wurde vom Amt für Ländliche Entwicklung finanziert.

Minderung und Brechen der Abflussspitzen, das heißt, den oberflächigen Wasserabfluss gezielt bremsen, so lautet die Hauptaufgabe. Ein erster Ansatz ist es, die ackerbauliche Bewirtschaftung der Flächen an die Bedingungen des Reliefs und Bodens anzupassen. Fruchtfolgen so untereinander abzustimmen, dass aneinanderliegende Flächen unterschiedliche Bodenbearbeitungszeitpunkte haben. Risikoreich sind Zeitfenster, in denen der Boden vegetationsfrei ist, beispielsweise kurz nach der Saatbeetbereitung. Wenn dann mehrere Landwirte zum Beispiel zeitgleich Mais ansähen und es gibt einen Platzregen, ist der Bodenabtrag (Erosion) nicht zu vermeiden. Mit speziellen Anbaumethoden, beispielsweise der sogenannten Mulchsaat oder durch das Ansäen oder Belassen von Grasstreifen lassen sich derartige Risiken reduzieren. Die landwirtschaftliche Beratung erfolgt durch das AELF Abensberg-Landshut.

Bei Vor-Ort-Terminen wurden Problembereiche gesichtet, Wasserabflusswege und mögliche Eindämmungen diskutiert und Schritt für Schritt das Maßnahmenkonzept angepasst. Das erarbeitete Arbeitspapier wurde im Marktrat vorgestellt. Wichtigste Maßnahme: Die Anhebung eines bestehenden, sanierungsbedürftigen Weges, der glücklicherweise in einer Talmulde und quer zur Fließrichtung des abfließenden Oberflächenwassers liegt. Der positive Begleiteffekt: der Weg wirkt als Querriegel und damit als effektive Abflussbremse mit einem Rückstauvolumen von mehreren Tausend Kubikmetern. Das Einzugsgebiet, aus dem 2021 die Sturzflut kam, wird praktisch halbiert und große Wassermengen zeitlich verzögert abgelassen. „Die Maßnahme fand die notwendig Akzeptanz im Marktrat, sodass die Bauplanungen und Baustatik beauftragt wurden. Nach Fertigstellung der Objektplanung konnte im Herbst 2023 die Umsetzung der Weganhebung begonnen und im Frühsommer 2024 abgeschlossen werden“, so Bürgermeister Dr. Benedikt Grünewald. Die Finanzierung erfolgte vollständig durch die Marktgemeinde. Entscheidend war zudem, dass die betroffenen Landwirte die relevanten Flächen insbesondere für den Rückstaubereich zur Verfügung gestellt haben.

„Im bisherigen, niederschlagsreichen Jahresverlauf gab es keine Probleme mit größeren Wassermassen oder Erosionserscheinungen im Projektgebiet, wobei wir auch wissen, dass die Niederschlagsverteilung bislang eher gleichmäßig war und wir keine größeren Spitzen hatten. Zudem liegt eine sehr gute Bodendeckung auf den landwirtschaftlichen Flächen vor“, so Klaus Amann vom Landschaftspflegeverband VöF.


Technische Daten

  • Weglänge: 650 m
  • Anhebung des Weges im Talgrund um ca. 1,80 m
  • Potenzielles Wasserrückhaltevolumen: ca. 5.500 m3

Bildunterschrift: Felix Schmitt (H&S), Dr. Benedikt Grünewald, Klaus Amann (VöF)
Foto: Jan Heinz | Text: Klaus Amann


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